Tagebuch-Eintrag Montag 26.09.2016:

Heute sind wir mit einer sehr engagierten australischen Krankenschwester, die schon längere Zeit hier ist, in Camps gefahren, in denen wir bisher noch nicht waren. Die Krankenschwester kümmert sich um sehr kranke Flüchtlinge.

Ins Oreokastro-Camp hat uns das Militär leider nicht reingelassen. Also mussten die Menschen, wegen denen wir gekommen waren, raus kommen und an der stark befahrenen Straße behandelt werden…ein Patient im Oreokastro-Camp hat in Syrien einen Herzlungendurchschuss überlebt. Folgen sind Herzrhythmusstörungen und Atembeschwerden. Er muss unserer Meinung dringend aus dem Camp, in dem er nun schon seit 7 Monaten „lebt“.
Zudem haben wir mit einer Frau gesprochen, deren Verlobter seit über einem Jahr in Deutschland ist und bereits eine Ausbildung angefangen hat. Sie wollte nachkommen, ist dann aber nicht mehr über die Grenze gekommen. Sie ist ganz allein und bleibt den ganzen Tag im Zelt, da sie Angst hat… Sie würde so gerne zu ihrem Verlobten, aber momentan gibt es dafür keine Möglichkeit.
Außerdem haben wir Sidra (ein 12-Jähriges Mädchen) und ihren Papa wieder gesehen. Die beiden stammen aus Syrien und sind bereits ein Jahr in Deutschland. Leider sind Sidras Mutter und ihre 2 Brüder noch im Oreokastro Camp. Die beiden haben ihre Familie nun eine Woche im Camp besucht. Sidra und ihr Vater sprechen schon richtig toll deutsch und haben für uns in Oreokastro übersetzt. Es ist so eine furchtbare Situation, dass Sidra ohne ihre Mama in Deutschland ist. Alles liegt wohl nur daran, dass die Eltern keine Hochzeitsurkunde haben. Diese sei in Syrien… Wir würden der Familie so gerne helfen und ärgern uns so sehr über diese sinnlose Familientrennung…

Danach sahen wir einen Jungen in einem Camp für minderjährige Jungs. Er leidet an einer schwerwiegenden Blutkrankheit. Seine Mutter und seine Schwester sind gestorben, sein Vater hat neu geheiratet und hat keinen Kontakt mehr zu seinem Sohn. Er ist ganz alleine hier…

Dann sind wir in die Apartments gefahren, in denen wir zu Beginn der Zeit hier waren. Ein Patient mit einem Abszess am Fuß konnten wir nicht behandeln, er muss leider in ein Krankenhaus.

Weil alle Einrichtungen so weit von einander entfernt sind, war der Tag dann schnell um.

Abends ist Kristina dann zurück nach Deutschland geflogen und wir sind nur noch zu viert.

Eure Milena

Tag 7 Thessaloniki
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